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Fachwissen

Ist das Land bereit für bessere Ernährungspolitik?

Kostenloses Schulessen? Ja bitte. Werbeverbot für Junkfood an Kinder? Ebenfalls ja.

Eine neue Studie aus „Health Policy“ zeigt: Viele Maßnahmen, die in der Nationalen Ernährungsstrategie diskutiert werden, genießen in der Bevölkerung breite Zustimmung und das teils deutlich höher, als die politische Debatte vermuten lässt.

Was die Bevölkerung unterstützt

  • Kostenlose Schulmahlzeiten: 84 % Zustimmung
  • Werbeverbot für ungesunde Kinderlebensmittel: 71 % Zustimmung
  • Zuckersteuer: 53 % Zustimmung

Weniger Rückhalt bei

  • Steuer auf tierische Produkte: 36 %
  • Rein vegetarische Angebote in öffentlichen Einrichtungen: 44 %

Warum Zustimmung entsteht

Die Forschenden zeigen drei entscheidende Treiber: als fair wahrgenommene Ausgestaltung (Equity), gesellschaftliche Wirksamkeit und spürbarer persönlicher Nutzen. Wer Maßnahmen als gerecht und effektiv erlebt, befürwortet sie eher und unabhängig von vielen demografischen Merkmalen. Zusätzlich spielen Umweltwerte und Einstellungen zu staatlichem Eingreifen eine Rolle.

Das politische Fenster

Die Botschaft ist deutlich: Akzeptanz ist da. Damit widerlegt die Studie die verbreitete Annahme, die Bevölkerung stehe wirksamer Ernährungspolitik grundsätzlich skeptisch gegenüber. Für Bund, Länder und Kommunen öffnet sich ein Fenster, um evidenzbasierte Maßnahmen umzusetzen. Besonders wichtig ist dies bei Kindern und Jugendlichen, wo Prävention am meisten bewirkt.

Was Entscheider:innen jetzt konkret tun können

  1. Fairness sichtbar machen Kostenfreie Schulverpflegung oder sozial ausgewogene Preissignale (z. B. Steuerreform plus Ausgleichsmechanismen) als Gerechtigkeitsprojekte erzählen.
  2. Wirksamkeit belegen Wirkung verständlich aufzeigen, etwa mit Beispielen aus Kitas/Schulen und klaren Kennzahlen (Zuckerreduktion, verbesserte Auswahl am Point of Sale).
  3. Kinderschutz priorisieren Der hohe Rückhalt für Werbebeschränkungen bietet eine politisch „low-risk, high-impact“-Option.
  4. Sensible Felder behutsam angehen Bei Fleischpreis-/Steuerdebatten oder Vegetarisch-only in öffentlichen Einrichtungen auf Pilotprojekte, Wahlfreiheit und bessere Alternativen setzen, nicht auf Zwang.

Methodik

Repräsentative Online-Befragung von 2.001 Erwachsenen in Deutschland (06.12.2023–05.01.2024). Erfasst wurden Akzeptanz, wahrgenommene Fairness, gesellschaftliche und persönliche Wirksamkeit sowie Werte und Überzeugungen.

Veröffentlichung: Health Policy

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0168851024002318

Autorin

Autor: Friedericke Kirsten
Friedericke Kirsten
von Ernährungswandel

Die Bevölkerung ist weiter als die Debatte

Wer Politik gerecht gestaltet, Wirkung belegt und Kinderschutz priorisiert, hat die Bevölkerung hinter sich.

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