Gut Health im Herbst: Saisonale Lebensmittel für ein vielfältiges Darmmikrobiom
Warum Darmgesundheit (Gut Health) so wichtig ist
Der Darm ist weit mehr als ein Verdauungsorgan: mit seinem schätzungsweise 1,5 kg schweren Mikrobiom beeinflusst er maßgeblich unser Immunsystem und trägt zum Erhalt einer stabilen Darmbarriere bei.
Heute wissen wir: eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung mit prä- und probiotischen Komponenten sowie sekundären Pflanzenstoffen kann zur Unterstützung der Darmbarriere beitragen, Entzündungsprozesse beeinflussen und die Vielfalt des Mikrobioms fördern. Studien deuten darauf hin, dass dies mit einem geringeren Risiko für verschiedene Erkrankungen verbunden sein könnte.
Gerade in einer Zeit, in der Autoimmun-, Zivilisationskrankheiten und Beschwerden wie Reizdarm, Unverträglichkeiten und chronische Entzündungen zunehmen, gewinnt die Ernährung als ein wichtiger Modulator für die Darmgesundheit an Bedeutung - denn das Darmmikrobiom ist keineswegs starr. Eine vollwertige und pflanzenbasierte Ernährung wird mit einem ausgewogenen Mikrobiom, einer stabilen Darmbarriere und einem geringeren Risiko für Dysbiosen in Verbindung gebracht.
Je bunter und abwechslungsreicher die Ernährung, desto vielfältiger ist das Mikrobiom.
Daten des American Gut Projects (2018) zeigten, dass Personen, die rund 30 verschiedene Pflanzen pro Woche aßen, ein vielfältigeres und gesünderes Mikrobiom hatten als Menschen mit nur etwa 10 Pflanzenarten pro Woche.
Ballaststoffreiche Lebensmittel
Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst, Nüsse & Samen sollten in die tägliche Ernährung eingebaut werden, denn diese enthalten lösliche und unlösliche Ballaststoffe.
Sie stehen in Zusammenhang mit einer höheren Vielfalt des Darmmikrobioms, einer gesteigerten Produktion kurzkettiger Fettsäuren (Propionat, Acetat, Butyrat) und einer besseren Barrierefunktion.
Präbiotika gezielt einbauen
Präbiotika sind Substanzen, die das Wachstum „nützlicher“ Bakterien begünstigen, diese kommen beispielsweise in Chicorée, Schwarzwurzeln und Äpfeln vor.
Sauerkraut, Kimchi, Joghurt, Kefir - sie liefern lebende Bakterienkulturen wie Lactobazillen und Bifidobakterien (Probiotika) und diese können einen positiven Effekt auf das Mikrobiom ausüben.
Sekundäre Pflanzenstoffe nutzen
Pflanzen enthalten mehr als nur Vitamine und Mineralstoffe. Sekundäre Pflanzenstoffe (z.B. Polyphenole, Flavonoide, Senföle) machen sie zudem wertvoll, denn diese zeigen in einigen Studien antioxidative und entzündungshemmende Effekte.
Sekundäre Pflanzenstoffe kommen z.B. in Beeren, Rote Bete, Kurkuma, Kräutern und Gewürzen vor.
Hochwertige Fette bevorzugen
Omega-3-Fettsäuren aus Leinsamen, Walnüssen oder Fisch - auch sie wirken entzündungshemmend.
Verarbeitete Produkte reduzieren
Fertiggerichte, Konservierungs- und bestimmte Süßstoffe stehen im Verdacht, das Darmmikrobiom negativ zu beeinflussen.
Salz & Alkohol: weniger ist mehr
Ein hoher Salz- und Alkoholkonsum wird mit einer Beeinträchtigung der Darmbarriere (leaky gut) in Verbindung gebracht.
Des Weiteren lassen sich mit einer saisonalen Ernährung gleich zwei Vorteile verbinden: Sie ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern überzeugt auch geschmacklich. Durch die natürliche Abwechslung an Nährstoffen wird die Vielfalt des Darmmikrobioms gefördert - ein Plus für die Darmgesundheit.
Diese saisonalen Darm-Superfoods hat der Herbst zu bieten
Fermentierter Weißkohl gilt als saisonales Superfood: er liefert probiotische Milchsäurebakterien, welche mit einer positiven Wirkung auf das Darmmikrobiom in Verbindung gebracht werden. Wichtig ist, dass das Sauerkraut unpasteurisiert verzehrt werden sollte, nur dann sind die lebenden Kulturen noch enthalten. Auch Kimchi aus Chinakohl ist eine aromatische und darmfreundliche Alternative.
Walnüsse sind eine hervorragende Quelle für gesunde Fette. Besonders wertvoll sind die enthaltenen Omega-3-Fettsäuren, welche entzündungshemmend wirken können.
Die beiden Klassiker liefern viel Pektin als löslichen Ballaststoff, welcher im Darm von Bakterien zu kurzkettigen Fettsäuren (Butyrat, Propionat, Acetat) umgewandelt wird. Diese Stoffwechselprodukte werden mit einem vielfältigen und stabilen Mikrobiom in Verbindung gebracht.
Zwiebeln enthalten reichlich Inulin. Dieser präbiotische Ballaststoff dient als Nahrung für nützliche Bakterien wie Bifidobakterien und Laktobazillen.
Mein liebstes Herbstrezept: Ofenkürbis-Suppe mit Rosmarin
1 Hokkaido-Kürbis
7 große Tomaten
1 große Gemüsezwiebel
3 Zweige frischer Rosmarin
2 Knoblauchzehen
Kürbis, Tomaten & Zwiebel in mundgerechte Stücke schneiden, alles zusammen mit Öl beträufeln, salzen & pfeffern und im Ofen bei 220°C für ca. 40 min rösten, mit Brühe pürieren und cremig servieren. Getoppt mit gerösteten Kürbiskernen, etwas Parmesan, Kürbiskernöl und mit Vollkorn-Sauerteigbrot serviert. Schmeckt herbstlich-aromatisch und die Suppe ist reich an wertvollen Pflanzenstoffen - eignet sich auch bestens für Kürbis-Muffel.
Praktische Empfehlungen für den Alltag
naturbelassene und saisonale Lebensmittel bevorzugen
ballaststoffreich ernähren - die Zufuhr jedoch langsam steigern, um Blähungen zu vermeiden
ausreichend trinken: 1,5-2 L Wasser, um die Ballaststoffwirkung zu unterstützen
Kräuter und Gewürze einsetzen - sie können die Speisen bekömmlicher machen und Salz einsparen
Meal Prep clever einsetzen - beim Abkühlen von Kartoffeln, Reis, Nudeln entsteht resistente Stärke, welche präbiotisch wirkt
Stress beim Essen vermeiden gründlich kauen und achtsam genießen
regelmäßige Bewegung - beugt Verstopfungen vor und unterstützt die Darmmotilität
Fazit
Herbstzeit ist Darmzeit!**** Der Herbst bietet reichlich Gelegenheit, die Darmgesundheit aktiv zu unterstützen. Mit Kürbis, Äpfeln, Walnüssen und Co. lässt sich die Ernährung abwechslungsreich gestalten.
Besonders spannend: Im Herbst hat auch das klassische Fermentiergemüse Saison! Dafür das Gemüse klein schneiden, mit 2 % Salz (auf das Gewicht gerechnet, z. B. 1 kg Gemüse = 20 g Salz) vermengen und fest in ein Glas drücken, bis Flüssigkeit austritt. Beschweren, verschließen und mehrere Tage bis Wochen fermentieren lassen. Das Glas gelegentlich öffnen, um Gase entweichen zu lassen (falls kein spezieller Fermentationsdeckel genutzt wird).
Quellen (Auswahl)
McDonald, D. et al. (2018). American Gut: an Open Platform for Citizen Science Microbiome Research
Gill et al. (2021). Dietary fibre in gastrointestinal health and disease. Nature Reviews Gastroenterology & Hepatology
Sędzikowska, A., & Szablewski, L. (2021). Human Gut Microbiota in Health and Selected Cancers. International Journal of Molecular Sciences
Wagner, I. (2021). Kompendium Darmgesundheit – Das Darmmikrobiom im Kontext von Ernährung, Stoffwechsel und Gesundheit. Springer
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). (2021). Kompass Ernährung – Gutes Bauchgefühl. Gesundheit beginnt im Darm.