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Gesundheit

Wenn das Frühstück immer später wird: Was Ihr Tagesstart über Gesundheit & Lebensdauer verrät

Viele von uns verbinden „gesund frühstücken“ mit der Auswahl der Lebensmittel. Eine aktuelle Langzeitstudie legt nahe: Auch wann wir frühstücken, sagt etwas über unsere Gesundheit im höheren Lebensalter aus. Bei älteren Erwachsenen verschieben sich die Mahlzeiten im Laufe der Jahre häufig nach hinten – besonders das Frühstück. Diese Verschiebung geht mit mehr körperlichen und psychischen Beschwerden einher und hängt mit einer leicht erhöhten Sterblichkeit zusammen.

Was die Studie konkret zeigt

Das Forschungsteam analysierte Daten von 2.945 in Großbritannien lebenden Erwachsenen (42–94 Jahre) aus einer über Jahrzehnte geführten Kohorte. Die Teilnehmenden berichteten über Essenszeiten, Schlaf und Gesundheit; Erhebungen erfolgten zwischen 1983 und 2017 (bis zu fünf Messzeitpunkte pro Person).

  • Mit zunehmendem Alter verlagern sich Frühstück und Abendessen nach hinten, der tägliche Essenszeitraum wird kürzer.
  • Späteres Frühstück steht besonders in Verbindung mit Müdigkeit, Problemen der Mundgesundheit, Depression, Angst sowie Multimorbidität.
  • Menschen mit einer genetischen Veranlagung zum Abend-Chronotyp neigen ebenfalls zu späteren Mahlzeiten.

Für die Sterblichkeit fanden die Forschenden: Jede Stunde späterer Frühstückszeit war mit einem 8–11 % höheren Risiko verbunden (Hazard Ratio 1,08–1,11, je nach Modell). In der 10-Jahres-Betrachtung überlebten 89,5 % der früh frühstückenden Gruppe, gegenüber 86,7 % in der späten Gruppe.

Ein wichtiger, aber kein kausaler Zusammenhang

Wichtig für die Einordnung: Es handelt sich um eine Beobachtungsstudie. Die Daten erlauben keine Aussage, dass spätes Frühstück die Ursache gesundheitlicher Probleme ist. Wahrscheinlicher ist, dass bestehende Einschränkungen – etwa Müdigkeit, Schlafprobleme, Schwierigkeiten bei der Essenszubereitung oder Zahn-/Kauprobleme – dazu führen, dass das Frühstück später stattfindet. Genau deshalb kann der Frühstückszeitpunkt ein niedrigschwelliger Marker sein, um Veränderungen des Wohlbefindens im Alter früh zu bemerken.

Was heißt das für Ihren Alltag?

1) Beobachten Sie Ihren Rhythmus.

Wenn Sie über Wochen deutlich später frühstücken als üblich – besonders zusammen mit Müdigkeit, Appetitverlust, gedrückter Stimmung oder Schlafproblemen – lohnt sich ein Gespräch mit Hausärztin/Hausarzt. Auch die Zahn- und Mundgesundheit (z. B. Schmerz, schlechtes Kauen) sollte mitgedacht werden.

2) Konstanz tut gut.

Regelmäßige Essenszeiten stabilisieren den Tagesrhythmus. Ein früheres, leichtes Frühstück (z. B. Hafer/Porride, Vollkornbrot mit Protein-Belag, Joghurt/Skyr mit Obst und Nüssen) kann den Start erleichtern – gerne klein beginnen und verträglich steigern.

3) Schlaf & Medikamente prüfen.

Schlafqualität und Medikamenteneinnahme beeinflussen Appetit und Tagesstart. Notieren Sie Auffälligkeiten (z. B. sehr spätes Zubettgehen, nächtliches Erwachen) und besprechen Sie diese in einem Check-up.

4) Unterstützung organisieren.

Werden Einkauf und Zubereitung mühsam, helfen Vorratsplanung, einfache Meal-Prep-Routinen oder Unterstützung im Umfeld. Ziel ist alltagsnahe Regelmäßigkeit, nicht Perfektion.

Grenzen der Ergebnisse – und warum sie trotzdem zählen

Die Daten beruhen auf Selbstauskunft zu Essenszeiten und stammen aus einer spezifischen britischen Kohorte; nicht alle Faktoren (z. B. Snacks, Nährstofftiming) konnten erfasst werden. Dennoch sind die Effekte konsistent: Späteres Frühstück hängt mit mehr gesundheitlichen Belastungen zusammen und geht mit geringfügig schlechteren Überlebensraten einher. Für Prävention und Versorgung im Alter ist das eine leicht nutzbare Zusatzinformation – ähnlich wie Körpergewicht, Schlaf oder Aktivität. Nature

Unser Fazit

Der Zeitpunkt des Frühstücks ist kein Dogma, aber ein praktischer Gesundheitskompass: Bleibt er stabil und eher früher, spricht das – statistisch – für mehr Stabilität. Verschiebt er sich deutlich nach hinten, lohnt der Blick auf Schlaf, Stimmung, Zähne, Energie und Alltag. Kleine, regelmäßige Schritte wirken oft stärker als große Umstellungen.

Quelle (veröffentlicht am 4. September 2025)

Dashti H. S. et al. (2025). Meal timing trajectories in older adults and their associations with morbidity, genetic profiles, and mortality.

https://www.nature.com/articles/s43856-025-01035-x

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